Geschichte der Schützenkompanie Lienz
Aus dem Rahmenprotokoll der Stadt Lienz vom Jahre 1586 ist zu entnehmen, daß für den Einzug des Cristof Freiherrn von Wolkenstein am 11. Mai 1586, um die Herrschaft Lienz zu übernehmen, der Rat und Ausschuß der Stadt Lienz beschloß, ihn feierlich zu empfangen und zu diesem Zweck eine Schützenkompagnie aufzustellen.
Das Landgericht stellte 390, das Stadtgericht 200 und das Berggericht 100 Mann, zusammen also 690 Mann, jeder in seiner „gebührlichen Kleidung und sauberer Wöhr gestaffiert“. Jeder Schütze erhielt 74 Pfund Pulver und die erforderlichen Zündstrick (Lunten).
Als Hauptmann wurde der Junker Wolf Wilhelm Alber von Alberburg, Wolkensteinerischer Hofmeister ernannt. Als Musiker fungierten 5 Trummelschlager und 5 Pfeifer. Alle waren Lienzer Bürger! Dies wird wohl die erste Schützenkompagnie und Musikkapelle von Lienz gewesen sein.
Die zwei historischen Fahnen im Heimatmuseum auf Schloß Bruck erzählen uns, daß es im Jahre 1702 eine Schützenkompagnie in Lienz gab, welche im Jahre 1747 eine zweite Schützenfahne erhielt.
Die Schützenkompagnie in Lienz, die sich zum Empfang Ihrer königlichen Hoheit, der Braut Kaiser Josefs des II. am 23 September 1760 vor der Lieburg in Lienz aufstellte und eine Salve abfeuerte, gefiel damit der Prinzessin so gut, daß sie der Komagnie 8 Golddukaten und eine silberne Kaffeekanne samt Tasse, 75 Loth, überweisen ließ, was für die damalige Zeit eine große Anerkennung war.
Daß die Schützenkompagnie in der Franzosenzeit im Jahre 1809 ihre Pflicht tat, bezeugen die alten, zerschossenen und zerschlissenen Schützenfahnen im Heimatmuseum auf Schloß Bruck.
Die heutige Lienzer Schützenkompagnie wurde im Jahre 1898 anläßlich des 50 jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josef I. von Medizinalrat Dr. Wurnig aufgestellt und zählte zur Gründungszeit 54 Mann. Ihr Obmann war Dr. Wurnig, Hauptmann der Tschitscherbauer am Schloßberg, Andrä Stotter. Dr. Wurnig, blieb Obmann bis zu seinem Tode am 1. Mai 1932. Da er ein sehr beliebter Arzt, ein angenehmer Mann und großer Schützenfreund war, beteiligten sich bei seinem Begräbnis nicht weniger als sieben Schützenvereine. Während der Zeit, da Dr. Wurnig Obmann war, besonders nach dem Jahr 1900, wurden in Osttirol sehr viele Denkmäler an die Befreiungszeit aufgestellt, so am 29 September 1907 in der Lienzer Klause, am 28. Juli 1907 an der Chrysanthener-Schanze bei Nikolsdorf, im Jahre 1910 das Freiheitskämpferdenkmal in Lienz vor dem Klösterle, dessen hauptsächlicher Gründer der damalige Bürgermeister Josef Anton Rohracher war. Am 18. August 1912 wurde die neue Fahne der Lienzer Schützenkomagnie geweiht, wobei die zwei historischen Fahnen vom Jahre 1702 und 1747 mitgetragen wurden.
Ferner wurden in dieser Zeit durch das Lienzer-Iseltaler-Denkmal-Komitee in St. Veit i. Def., in Kals, Matrei, Ainet und an der Angerburg in Lienz Denkmäler errichtet oder Erinnerungstafeln angebracht, die an die schweren Kämpfe während der Franzosenzeit mahnten. Bei dieser feiern war auch immer die Lienzer Schützkompagnie vertreten.
Nachfolger des Hauptmannes Andrä Stotter wurde der Beamte der Bezirkshauptmanschaft Ferdinand Wille, der die Kompagnie bis 1928 führte. Am 18. März 1928 fiel die Wahl des Schützenhauptmannes auf Oberlehrer Johann Gasser. Als Obmann fungierte nach dem Tode des Meizinalrates Dr. Wurnig Steinmetzmeister Alois Pichler. Im Jahre 1951 wurde Theoderich von Hibler zum Obmann und der Stadtangestellte Karl Peicha zum Schützenhauptmann gewählt. Alois Pichler verblieb weiter als Ehrenobmann, Hans Gasser wurde zum Ehrenhauptmann ernannt.
Die Lienzer Schützenkompagnie mußte nach dem Ende des 2. Weltkrieges praktisch neu aufgebaut werden. Vieles fehlte und als Mitglieder schienen fast nur mehr alte Männer auf. Obmann Theoderich von Hibler brachte neues Leben in die veraltete Kompagnie. Neue Mitglieder wurden geworben, strammes Exerzieren eingeführt und die fehlenden Trachten neu angeschafft. Am Herz-Jesu-Sonntag im Jahre 1949 rückte die Kompanie das erste Mal wieder aus. Unter schwierigen Verhältnissen wurde weiters eine Musikkapelle aufgestellt und neu eingekleidet. Die musikalische Ausbildung und Führung oblag zuerst Kapellmeister Ludwig Glaser und wurde dann Kapellmeister Siegfried Hoffmann übertragen.
Die Schützenmusik und Kompagnie fielen in ihrer neuen Tracht und Stärke bei der Einweihung der neuen Pfarrbrücke und beim großen Stadtfest im Jahre 1952 angenehm auf. 1953 beteiligten sie sich als Ehrenkompagnie beim Stadtfest in Solbad Hall und bei der 700-Jahrfeier der Stadt Völkermarkt. Da Obmann Hibler am 28. März 1954 zurücktrat, wurde an seiner Stelle der Pensionist Alfons Wibmer gewählt.
Im Jahr 1957 löste sich die Musikkapelle unter der Leitung von Kapellmeister Micheler von der Kompanie. Diese wird seither selbständig geführt. Am 10 Februar 1958 gelang es dem späteren Hauptmann Alois Volgger, einen Jungschützenzug in der Stärke von 30 Mann aufzustellen.
Aus gesundheitlichen Gründen trat Alois Volgger im Jahre 2001 zurück und Gerhard Gander wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Im Jahr 2010 übernahm interimsmäßig Peter Pedarnig als Hauptmann stellv. die militärische Führung der Kompanie für ein Jahr. Alexander Kirchstätter wurde im darauffolgenden Jahr zum Hauptmann bestellt und führt die Kompanie heute noch.